Bei uns geht´s rund
Festbroschüre zum 75-jährigen Vereinsjubiläum 1995

Erstellt von der Festschriftredaktion
Elmar Gräber, Karl-Heinz Kahe, Kilian Marx

Chronik:
Teil  l:   1919 – 1925
Teil II:   1926 – 1939
Teil III:  1945 – 1960
Teil IV:  1960 – 1995

Chronik: Teil I, 1919 - 1925

Die Faszination für das Spiel mit dem runden Leder erfaßte die männliche Jugend von Schloßborn so richtig in der Zeit der französischen Besatzung nach dem ersten Weltkrieg. Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1919 hatten sich hier stationierte französische Soldaten im oberen Seegrund, unterhalb des damaligen “Pflanzenpfades” ein Stück Wiese ausgeguckt und sehr zum Leidwesen des Wiesenbesitzers darauf zwei Tore aufgestellt und somit ein kleines Fußballfeld eingerichtet, auf dem sie sich in ihrer freien Zeit der Leidenschaft Fußball hingaben. Einheimische Jugendliche wurden zum Mitspielen animiert und als die Franzosen einige Monate später abzogen, hinterließen sie bei der Schloßborner Jugend die Begeisterung für den Fußballsport. Auf dem von den Besatzern requirierten Wiesengelände durfte nun allerdings nicht mehr “gekickt” werden und die Fußballverrückten waren gezwungen, auf anderes Terrain auszuweichen, wo sich kein Wiesenbesitzer wegen geknickter Grashalme erregen mußte. Man kickte in der “Bienig” oberhalb der heutigen Tennisplätze am Waldrand, auf dem “Köppche”, auf der “Mühlheide” oder auch mit der Heftricher Jugend auf dem Gelände, wo heute noch der “Altenburger Markt” stattfindet.

Um nun den Fußballsport in Schloßborn auf lange Sicht zu etablieren und zu fördern, war es eine logische Konsequenz, daß sich im Mai 1920 neun Männer im Gasthaus “Zur Burg” (Burgstraße 10) trafen, um einen Fußballclub zu gründen. Daß dieser Entschluß richtig war, wird durch die Tatsache verdeutlicht, daß der Verein bereits ein Jahr später 50 Mitglieder zählte, also ungefähr jeder zwölfte Bürger. Von der Gründungsversammlung war Josef Gräber zum 1. Vorsitzenden gewählt worden, der dem Verein auch den ersten genormten und sportgerechten Fußball stiftete.

Oberstes Ziel des jungen Vereins war die Herrichtung eines ordentlichen Spielfeldes. Dem Geschick des im Jahre 1921 gewählten 1. Vorsitzenden Jakob Klomann und dessen Schriftführer Josef Beck, sowie dem Wohlwollen des damaligen Bürgermeisters Franz Becht war es zu danken, daß das damals feuchte, verwilderte und öde anmutende Gelände des Brandweihers - heute der Caromber Platz - von der Gemeinde für den Bau eines Sportplatzes bereitgestellt wurde.
Das ganze Unterfangen stellte den Verein vor erhebliche Probleme. Da das wenige Geld, das man besaß, in dieser Zeit fast täglich an Wert verlor, war allen klar, daß der Platz in freiwilliger Eigenleistung, ohne große maschinelle Hilfe erbaut werden mußte. Der Brandweiher mußte trockengelegt werden, der Bach mußte umgeleitet werden, zur Entwässerung hatte man mit Pferdewagen Steine vom Butznickel herangekarrt und mehr als 200 m³
Erdreich mußten von Hand zum Auffüllen und Einebnen bewegt werden.

Trotz des großen Einsatzes, der von den Mitgliedern zur Errichtung des Sportplatzes nötig war, wurde zwischen 1920 und 1923 auch ein regelmäßiger Spielbetrieb aufrechterhalten. Auch damals mußten - wie heute zwischen 1991 und 1995 - die Heimspiele auswärts ausgetragen werden. Zu den Spielorten begaben sich die Aktiven soweit möglich mit dem Fahrrad; wer kein Fahrrad besaß, der bewegte sich “auf Schuster´s Rappen”. Auch für die Anschaffung der Spielkleidung und der Schuhe mußten die Spieler selber sorgen. Wer sich keine Fußballschuhe leisten konnte, der kickte halt mit irgendwelchen anderen Schuhen.

Schloßborn um 1905
 

Das Bild zeigt Schloßborn um 1905 vom unteren Teil der Heftricher Strasse aus gesehen. Hier ist noch deutlich der Brandweiher zu erkennen, auf dem rund 20 Jahre später der “alte Sportplatz” errichtet wurde. Das Bild stammt aus dem Buch: “Der Obertaunuskreis und seine Gemeinden”, das anläßlich des 60-jährigen Bestehens des Kreises im Jahre 1927 erschien und von Herrn Oswald Klomann zur Verfügung gestellt wurde. In dieser Zeit, als der Verein noch in den Kinderschuhen steckte, versuchte man in den Wintermonaten das Vereinsleben durch Theaterabende, sowie Vereinsabende zur Förderung der Geselligkeit attraktiv zu gestalten. In den Sommermonaten begleiteten interessierte Mitglieder die Mannschaft zu Pokalturnieren. Man fuhr auf großen Leiterwagen, die mit grünem Laub geschmückt waren und von Pferden gezogen wurden.

Das älteste Mannschaftsfoto aus 1920/21
 

Das Bild zeigt das wohl älteste Mannschaftsfoto, welches aus dem Jahre 1920 oder 1921 stammen dürfte, da auf diesem Bild auch der 1. Vorsitzende des FC, Josef Gräber, (sechster von rechts und seinerzeit wohnhaft in der Borngasse) zu sehen ist, der dieses Amt nur bis 1921 innehatte. Desweiteren abgebildet sind von links Josef Rebenstock aus dem Eckhaus Langstrasse/Burgstrasse, oberhalb der Schule, der früheren Wirtschaft von Josef Rebenstock. Es folgen Fritz Beck aus der Grabenstrasse, Johann Wohlfahrt aus der Burgstrasse, Jakob Reinhardt aus der Hirtengasse/Langstrasse, dann etwas verdeckt im Anzug Philipp Becht aus der Langstrasse, weiter Franz Klomann aus der Königsteiner Strasse, Anton Klomann aus der Burgstrasse, Anton Reinhardt aus der Langstrasse, Jakob Klomann, Burgstrasse (Nachfolger von Josef Gräber als 1. Vorsitzender), Josef Hofmann aus dem Eckhaus Weiherstrasse/Burgstrasse, daneben Anton Rudolph aus der Hirtengasse, Philipp Beck aus der Grabenstrasse und Johann Wohlfahrt aus der Langstrasse. Leider ließ sich bisher nicht feststellen, wo die Aufnahme entstanden ist.

Bildquelle: Gisela Halm und Friedel Conrady